Dienstag, 8. April 2014

Staunen - Impulse für die Fastenzeit (6. Woche)

  1. zuhören
  2. ermutigen
  3. danken
  4. lieben 
  5. umdenken 
  6. überraschen 
aktualisiert 12.4.2014
von Thomas Körbel und Heinz Schüttler

Überraschung 
Was überrascht Dich heute wirklich noch?
Der Overflow? Der nächste Kick? Das absolute Ereignis? Diese fabelhafte Lady? Der Super-Typ? Sex? Alles, was Spaß macht, bis nach dem Abwinken? 
Die neueste Weisheit? Oder vielleicht das wundersüße Katzenbild ... 
Was könnte Dich denn noch überraschen?
Ist nicht alles furchtbar langweilig?
Erwartest Du, dass dies rhetorische Fragen seien? 
Dann käme jetzt wohl das Plädoyer für die einfachen Dinge? 
Nein, das wäre zu billig. Das machen andere in ausreichendem Maße!
Ein Bibelspruch?
"Wo gibt es den? Wir wollen ihn preisen. Denn Staunenswertes hat er in seinem Volk vollbracht." (Sir 31,9)
Nein. Kein Spruch. Das ist nur ein Abglanz.
Kein frommes Gesülze, davon hatten wir schon schwerverdaulich reichlich genug übersatt.

Das mag erstaunlich sein, oder auch nicht.
Was uns heute noch überraschen kann ist das völlig Unerwartete. Der "schwarze Schwan", eine Krise, unerwartet... Nein. Auch die erwarten viel zu viele.
Das Neue, den Wandel? Die neue Zeit, neues Miteinander? 
"Harmonie und Recht und Klarheit, Sympathie und Licht und Wahrheit, niemand will die Freiheit knebeln, niemand mehr den Geist umnebeln; Mystik wird uns Einsicht schenken und der Mensch lernt wieder Denken dank dem Wassermann." (aus "Hair", Aquarius) 

Naja, warum auch nicht.
Aber halt: Aus dem Geschehen der Welt heraus gibt es nichts Neues.
Das wissen wir auch und leugnen es gerne. Es wäre ja auch zu schön, wenn ...  
Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch. Welchen Vorteil hat der Mensch von all seinem Besitz, für den er sich anstrengt unter der Sonne? Eine Generation geht, eine andere kommt. Die Erde steht in Ewigkeit. Die Sonne, die aufging und wieder unterging, atemlos jagt sie zurück an den Ort, wo sie wieder aufgeht. Er weht nach Süden, dreht nach Norden, dreht, dreht, weht, der Wind. Weil er sich immerzu dreht, kehrt er zurück, der Wind. Alle Flüsse fließen ins Meer, das Meer wird nicht voll. Zu dem Ort, wo die Flüsse entspringen, kehren sie zurück, um wieder zu entspringen. Alle Dinge sind rastlos tätig, kein Mensch kann alles ausdrücken, nie wird ein Auge satt, wenn es beobachtet, nie wird ein Ohr vom Hören voll. Was geschehen ist, wird wieder geschehen, was man getan hat, wird man wieder tun: Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Zwar gibt es bisweilen ein Ding, von dem es heißt: Sieh dir das an, das ist etwas Neues - aber auch das gab es schon in den Zeiten, die vor uns gewesen sind. Nur gibt es keine Erinnerung an die Früheren und auch an die Späteren, die erst kommen werden, auch an sie wird es keine Erinnerung geben bei denen, die noch später kommen werden. (Kohelet 1,2-11)
*staunend* Oh!
Da steht ja gar nix!
Das Überraschende kommt erst noch ...
Staunen
Staunen bedeutet etwas Unerwartetem begegnen. Überrascht sein mit dem Verlauf von etwas. Schaut man in einschlägigen Wörterbüchern wie z.B.dem Duden nach, so erfährt man dort, dass der Begriff aus dem Schweizerischen in unsere Hochsprache im 19. Jh. übernommen wurde. Dort hat er auch noch die Bedeutung von „stünen" was soviel wie starr werden heisst.
Wo staunst Du heute noch? 
Staunst Du erst dann, wenn Du nicht mehr darum herumkommst? 
Wie groß oder aufdringlich muss etwas sein, damit Du es wahrnimmst? 
Wann verharrst Du, bleibst stehen, um inne zu halten und zu staunen?
Beim Fasten geht es wirklich um ein Mehr, besonders auch an Zeit. 
Zeit für Dich und das Leben. 
Um Dich herum geschieht soviel davon, besonders jetzt zur Zeit des Frühlings. Da passieren so viele kleine Wunder, wenn Bäume austreiben, Blüten aufblühen. 
Für viele dieser Dinge können wir nichts, sie geschehen ohne unser Zutun. 
Wenn wir eingreifen, verschlimmbessern wir eher, als das wir wirklich etwas besser machen. Diese Welt mit all ihren natürlichen Abläufen und Lebewesen ist so faszinierend und oft genug noch so geheimnisvoll für uns. Mutter Natur, wie wir sie gerne nennen, hat schließlich viel Zeit investiert, dass alles so ist, wie es ist.
Dieses Erstarren oder Innehalten können ist eine Einladung zu Staunen. 
Diese Einladung ergeht jeden Tag aufs Neue an Dich. 
Natürlich kannst Du all diese Einladungen großzügig übergehen. 
Spätestens im Moment des eigenen Todes ist es zu spät zurückzukehren, um etwas zu verlängern oder  nachzuholen.
Alles hat seine Zeit. Eine Zeit auch innezuhalten und zu staunen.

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